Von einer losen Gruppe zum eingetragenen Verein

Bericht von Volker Kring am 24.07.2007

Es begann 1988 innerhalb der damaligen Freiwillige Polizeireserve (FPR) und mit der Begeisterung für die Uniformen. Der ehemalige FPR-Kamerad Rosenberger sammelte seit Bestehen der FPR die inzwischen historisch gewordenen Polizeiuniformen der 50er & 60er Jahre. Auch der Tschako hatte es ihm angetan. Und warum sollten die Uniformen und die dazugehörigen Kopfbedeckungen nur in Museen oder im Theater-Fundus zu finden sein? Nein, Uniformen haben etwas: Sie können Ordnung zum Ausdruck bringen und Respekt erzeugen. Ich meine nicht Angst. Ein Aspekt für Sicherheit, wie uns heute noch ältere Mitbürger/innen unserer Stadt oft und gerne bestätigen. Warum nicht die “außer Dienst” gestellten Uniformen weiterhin der Bevölkerung im öffentlichen Raum präsentieren. Sie hatten zwar ihre dienstliche Eigenschaft nicht jedoch ihre öffentliche Wirkung verloren. Gesagt, getan. Damals waren schnell ein paar Gleichgesinnte FPR’ler gefunden.

Die “Polizei-Historische-Gruppe” (PHG) wurde gegründet. Dieser PHG gehörten anfänglich bis zu sieben Mitglieder an. Als lose Gruppe hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht, den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt die Geschichte der Polizei im Wandel der Zeit historisch nahe zu bringen. Doch bis zum ersten Auftreten mussten noch Hürden genommen werden. Die Polizeibehörde begrüßte die Initiative, stand der Gruppe aber skeptisch gegenüber. So wurden alle Veranstaltungen unter Angabe der teilnehmenden Mitglieder dem Stabsbereich Öffentlichkeitsarbeit mitgeteilt und von diesem genehmigt. Schon damals nahm die PHG nicht nur bei öffentlichen Veranstaltungen, Straßenfesten, Tage der offenen Tür, etc., sondern auch an manchen Veranstaltungen außerhalb Berlins teil.

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Dann wurde es etwas unruhig in der PHG. War es nun die wachsende Mitgliederzahl oder die steigende Anzahl der Veranstaltungen? Mitnichten! Zwei individuelle Persönlichkeiten trafen aufeinander.

Die Gruppe spaltete sich Ende 1990/Anfang 1991. Von nun an gab es zwei Gruppen. Die Gruppe um den damaligen FPR-Kameraden Rosenberger im Süden, sowie die Gruppe um den damaligen FPR-Kameraden Raschick im Norden. Die Gruppe Rosenberger führte weiterhin den Namen “Polizei-Historische-Gruppe”. Die Gruppe Raschick trat nun unter der Bezeichnung “Polizei-Traditions-Gruppe” (PTG) auf. Die Konsequenz aus dieser Teilung: Schwindende Mitgliederzahlen, weniger Veranstaltungen. Nun versuchte jede Gruppe für sich, Mitglieder zu gewinnen und Veranstaltungen in “ihrem Territorium” allein zu betreuen. Die Ost/West-Mauer war endlich weg.  Und wir errichteten eine Nord/Süd-Mauer. Ging schlau nicht anders?

Und so geschah es, dass ich im September 1991 anlässlich einer Veranstaltung vom PHG-Leiter angesprochen wurde mit dem Ziel ihr beizutreten. Ich sagte zu und wartete auf die Einladung zur nächsten Veranstaltung. Offensichtlich standen keine Einsätze mehr an. Knapp ein Jahr später das gleiche Prozedere mit der PTG-Leitung. Die hielt ihr Versprechen und lud mich zur nächsten Veranstaltung ein. So wurde ich 1992 Mitglied der PTG. Damit war ich neben den Mitstreitern Raschick und Pollenski das dritte Mitglied dieser losen Gruppe. Etwa ein Jahr später konnten wir dann auch unser langjähriges FPR-Mitglied Böttger für die PTG begeistern.

Im Laufe der nächsten Jahre betreuten wir mit steigender Tendenz diverse Veranstaltungen. Also verstärkten wir die Werbung neuer Mitglieder auch innerhalb der FPR. Und warben nun auch in den Polizeiabschnitten sowie im privaten Bereich. Ab 1995 fing ich erstmals an, die Veranstaltungen und die Mitgliederbewegung statistisch zu erfassen, mit dem Ziel einen Verein zu gründen. Doch damals glaubte kaum jemand an einen solchen Verein. Waren es von 1993 bis 1995 zwischen 8 und 12 Veranstaltungen, hatten wir 1995 bereits 15 Einsätze mit sieben Mitgliedern zu bestreiten. Etwa die Hälfte davon war aktiv. Durch gezieltes Ansprechen gelang es bis Anfang 1997 unsere Mitgliederzahl auf 14 zu erhöhen.

Somit stand einer Vereinsgründung nichts mehr im Wege. 7 gleichgesinnte Gründungsmitglieder waren schnell gefunden. Zusammen mit dem damals noch neuen FPR-Mitglied Hartmann, einem eifrigen Verfechter der Vereinsgründung,  und meiner Person erstellten wir den Satzungsentwurf zur Gründungsversammlung. Er wurde einstimmig angenommen, die Gründung des Vereins beschlossen und sogleich der Vorstand gewählt. Damit war der Verein gegründet. Damals zunächst unter Verwendung des bisherigen Namens als “Polizei-Traditionsgruppe Berlin e. V.”

Bis zum Eintrag in das Vereinsregister waren weitere Hürden zu nehmen. So musste die Satzung wegen gesetzlicher Auflagen präzisiert und der Mitgliederversammlung zur nochmaligen Genehmigung vorgelegt werden. Um auch die Gemeinnützigkeit zu erhalten, musste die Satzung erneut geändert und wiederum der Versammlung zur Genehmigung vorgelegt werden. Und dann war da noch die Namensänderung. Wir – insbesondere der Vorstand – stellten uns die Frage: Was wollen wir? Eine Tradition nur pflegen oder gemäß unserer Satzung (§ 2 – Zweck und Aufgabe) den Bürgerinnen und Bürgern die Berliner Polizeigeschichte in über 200 Jahre näher bringen? Klarer Fall. Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 29.09.2000 entschieden wir uns nach einer lebendigen Diskussion für den jetzigen Vereinsnamen “Polizei-Historische Schutzleute Berlin e. V.” Der Eintrag in das Vereinsregister erfolgte dann am 05.12.2000. Jetzt informierten wir auch die Polizeibehörde von der Vereinsgründung und der damit einhergehenden Namensänderung. Sie beglückwünschte uns zu unserem Schritt. Aber nicht ohne uns darauf hinzuweisen, dass wir alles unterlassen, was dem Ansehen der Polizei schaden könnte. Wir erinnern uns? Bis dahin haben wir jede Veranstaltung angemeldet und zur Entscheidung vorgelegt. Mit dem Vereinsstatus entfiel diese Auflage. Damit war der Weg geebnet für die gedeihliche Zusammenarbeit mit den einzelnen Polizeigliederungen, den Bezirksämtern und anderen Einrichtungen sowie freien Institutionen.

Es gibt auch innere Kontroversen aus der Aufbauphase zu berichten, die ich zur Vollständigkeit nicht unerwähnt lassen möchte. Aus Fehlern lernen heißt ja bekanntlich siegen lernen.

So war der langjährige Leiter der losen PTG-Gruppe nach vereinsschädigendem Verhalten durch Mitgliederbeschluss aus dem Verein auszuschließen. Nicht zuletzt haben wir uns auch von solchen Mitgliedern wieder trennen müssen, die der Meinung waren, den Ruf des Vereins zu beschädigen oder das ehrenamtliche Engagement seiner Mitglieder zu diskreditieren. Das ging sogar soweit, dass einzelne Mitglieder als Gruppe außerhalb des Vereins sich in den Besitz des Vereinsbestandes bringen und den Zugriff zu den Uniformen verhindern wollten. Die Polizeibehörde stimmte dem natürlich nicht zu und ordnete die Rückgabe des polizeieigenen Leihbestandes an Uniformen an die PHSB an.

Diese Kontroversen warfen sicher kein gutes Licht auf unseren damals noch jungen Verein. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass wir gelegentlich von der Polizei argwöhnisch beobachtet und mitunter als “Trachtenverein” betitelt wurden. Durch Gespräche mit den Polizeidienststellen, offensive Werbung, akkurates Auftreten in der Öffentlichkeit gelang es uns, wieder Aufmerksamkeit und Vertrauen zu erzeugen. Außerhalb und innerhalb der Polizei. An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich betonen, dass das nicht nur die Leistung des Vorstandes war. Alle Mitglieder haben mit ihrem persönlichen Einsatz und der nötigen Disziplin dazu beigetragen.

Die Zahlen der ersten 5 Jahre:

Hatten wir 1999 insgesamt 12 Veranstaltungen mit 17 Mitglieder zu bestreiten, so konnten wir bereits die stolze Zahl von 31 Einsätzen mit 19 Mitglieder in 2000 vermerken. 2001 setzten wir noch Einen drauf und schlossen das Geschäftsjahr mit 37 Veranstaltungen bei einer Mitgliederzahl von 27 ab. Das Jubiläumsjahr 2002 beendeten wir mit 32 Mitgliedern und 27 Veranstaltung en.

Wir hatten uns von der losen PHG/PTG zu einem ernsthaften polizeihistorischen Verein entwickelt. Und vereinbarten mit Unterstützung der Polizeidirektion 5, Öffentlichkeitsarbeit, jetzt einen offiziellen Kooperationsvertrag mit dem damaligen Polizeipräsidenten. Die Vereinbarung ist bis heute Grundlage für unseren historischen Einsatz bei Veranstaltungen der Berliner Polizei.

Waren es bisher 5 Jahre Vereinsaufbau, so sollten nunmehr die nächsten 5 Jahre unter dem Motto Vereinsausbau stehen, so zumindest meine “Ansage”.

Wir begannen mit der Umsetzung des neu gesteckten Ziels und verstärkten zunächst unsere Mitgliederwerbung. Wir versuchten es mit “Masse statt Klasse”. Erkannten aber schnell, dass das der falsche Weg ist. Von einigen neu geworbenen Mitgliedern mussten wir uns u. a. wegen erheblicher Beitragsrückstände wieder trennen. Wir reduzierten uns wieder. Dagegen stieg unser Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit weiter. Und so konnten wir Ende 2005 auf stolze 42 Veranstaltungen zurückblicken. Wegen der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 haben wir an nur 32 Veranstaltungen teilnehmen können. Ein Highlight des WM-Jahres aber war die Teilnahme am 23. Bundeskongress der GdP mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem SPD‑Vorsitzenden Kurt Beck und dem Vorsitzenden der GdP Konrad Freiberg. Mit Erstellung dieses Berichts am 24.07.2007 konnten wir bereits 25 Einsätze im laufenden Jahr übernehmen.

Im Jahr 2002 wurde unser langjähriges Mitglied “Hotte” Pollenski zum Ehrenmitglied gekürt und der Berufspolizist Skala trat als beratendes Mitglied unserem Verein bei. Er führte, nachdem er 2003 zum 2. Vorsitzenden gewählt wurde, noch im selben Jahr die Vereinszeitung ein, die 4 Mal im Jahr erschien. Bereits 2004 erschienen 6 Ausgaben.

Auf Antrag des Vorstandes wurde mit Zustimmung aller anwesenden Mitglieder zur jährlichen Hauptversammlung 2007 ein Ehrenausschuss ins Leben gerufen.

Seit dem Besitzerwechsel unseres Vereinslokals 2006 stellen uns die neuen Wirtsleute Rabija und Jerko Penic ihren Vereinsraum einschließlich einer Glasvitrine zur Nutzung und freien Gestaltung zur Verfügung. Unser Vereinsmitglied Kreft hat diesen Raum renoviert. Ich sage an dieser Stelle herzlichen Dank.

Das alles erreicht zu haben ist nicht nur ein Verdienst des Vorstandes. Nein, das war und ist Verdienst aller Mitglieder, die mit Rat und Tat aktiv an Veranstaltungen, durch konstruktive Kritik und durch persönliches Engagement und Disziplin den Verein dahin brachten, wo wir stehen. Ich denke: Darauf können wir stolz sein. Und machen weiter so!